Ziel des Projektes "Wein-Terroir-Burgenland"

Um die burgenländische Weinwirtschaft langfristig erfolgreich am globalisierten Markt zu positionieren, erscheinen weitere Anstrengungen in Richtung einer noch besseren Produktqualität und eine noch deutlicher dargestellte Authentizität, Typizität sowie Wiedererkennbarkeit für burgenländische Weine als wichtige erfolgversprechende Notwendigkeit.

Diese Zielsetzung kann aufgrund der Betriebsgröße und der (international gesehen) relativ kleinen Menge am Markt positionierbaren Weines keinesfalls auf einen industriellen, technologisch maßgeschneiderten, standardisierten Designer-Wein ausgerichtet sein, sondern sollte fokussiert für das Burgenland ein unverwechselbares einzigartiges Naturprodukt „handwerklicher“ Art im Weingarten und Weinkeller als Grundlage haben.

Zur Realisierung dieser Zielsetzung bedarf es in einem ersten Schritt der Erfassung und Charakterisierung des spezifischen Qualitätspotenzials der wichtigsten Leit-Rebsorten von Gebieten, Rieden oder sonstigen kleinen natürlichen örtlichen (geografischen) Herkünften im Burgenland. Damit diese Daten erfolgversprechend in der Zukunft von allen Winzern, Winzergenossenschaften, Winzervereinigungen, Beratungsdiensten und auch vielen weiteren Branchen, Sparten sowie Entscheidungsträgern des Landes Burgenland genutzt werden können, sind objektive Daten und Fakten unerlässlich. Diese müssen letztendlich öffentlich auch jedem zugänglich sein. Da solche mit exakten Zahlen belegbaren, übergreifenden Ergebnissen aus wissenschaftlich fundierten Untersuchungen bislang fast nicht vorhanden sind, war es notwendig, solche mit (sehr) großem Stichprobenumfang objektiv zu erforschen.

Diese Anstrengungen können/dürfen jedenfalls auf keine Klassifizierung von Weinbaugebieten oder sogar eine Lagenklassifikation hinauslaufen. Charakterisierung ist das Ziel des gegenständigen Forschungsprojektes und nicht Klassifizierung (Bewertung) der natürlichen Örtlichkeiten der Wein-Herkünfte, die letztendlich sehr leicht eine Ungleichbehandlung von Winzern nach sich ziehen könnte.

Mit Hilfe von zahleichen (>200) Referenzparzellen, die nach einem vorangegangenen objektiven, kritischen, projektdienlichen Auswahlverfahren (Geologie, Boden u.a.) über das ganze Weinbaugebiet des Burgenlandes zur Verteilung gelangten, sollten einerseits die Naturkomponente in Form des jahrgangsabhängigen natürlichen Leistungspotenzials von einzelnen Weingärten und Rieden sowie andererseits die Einflussgröße Mensch (im Weingarten und Weinkeller) für die örtliche Herkunft von Wein im Burgenland ("Wein-Terroir-Burgenland") erfasst werden.

Dank der vielen betriebsüblich kultivierten Referenzweingärten (Versuchsflächen) stand dem Forschungsprojekt für Untersuchungen und Auswertungen in den Jahren 2008-2013 eine Rebfläche von insgesamt rund 260 ha zur Verfügung. Dazu kamen weitere Weingärten in unmittelbarer Nachbarschaft für rein diagnostische Vergleichsbeobachtungen in mindestens ebenso großem Flächenausmaß.

Im untersuchten Rebsortenspiegel konzentrierte man sich bei den Rotweinsorten in erster Linie auf die für das Burgenland typischen autochthonen Sorten Blaufränkisch und (Blauer) Zweigelt, hatte in den Untersuchungen aber auch St. Laurent, Blauburgunder, Merlot, Cabernet Sauvignon sowie einige interspezifische Neuzüchtungen (PIWI-Sorten) eingebunden. An Weißweinsorten waren im Prüfprogramm vor allem Grüner Veltliner, Welschriesling und Chardonnay sowie im kleineren Umfang auch Müller Thurgau, Bouvier und Sauvignon Blanc vertreten.
Als Parameter an jeder Referenzparzelle dienten dabei:

Natürliche Faktoren
► Boden (geolog. Ausgangsmaterial, Bodentyp, Bodenart, Textur, Gründigkeit, Wasserspeichervermögen, Bodenverdichtung, Gehalt an Kalk und Nährstoffen u.a.)
► Topografie
► Klima und Witterung

Anthropogene Einflussfaktoren
► Art und Weise der Landbewirtschaftung (geschlossene Flur, aufgelockerter Rebflächenverband)
► Bodenvorbereitung vor der Neuauspflanzung
► Sorte, Klon, Unterlage, Alter und Vitalität der Reben
► Anlageform der Reben und Erziehungssystem
► Art der spezifischen Rebenbewirtschaftungsweise
► Bewässerungsmöglichkeit
► Phänologie
► Traubenbehang in der Reifephase
► Einzeltraubengewicht und Schaderregerbefall (größtenteils)
► Traubenreifeverlauf

In eingeschränkter Form an ausgewählten Leit-Standorten erfasste man zudem:
► Bodenpflege und Nährstoffbereitstellung
► Durchwurzelungstiefe (anhand von Teststellen bzw. –stöcken)
► Blattfläche und Laubarbeit
► Photosyntheseleistung und Blatt-Frucht-Verhältnis
► Wasserpotenzial der Rebe
► Nährstoffgehalte in Blatt, Traube, Beere und Most (zu verschiedenen Terminen)
► Beerenentwicklung (in den 4 Phasen)
► Mikrobielle Situation an den Trauben zur Ernte (Hefen u.a.)
► Ertragsmenge
► Traubenqualität und Traubengesundheit
► Mikrovinifizierung (Weinausbau im Kleingebinde, 25-Liter-Glasballons)
► Analytische und sensorische Bewertung der Weine

Die Prüfung auf Regional-, Gebiets-, Ried- oder Betriebsspezifität der Weine (Mikrovinifizierungen und Betriebsmuster) hinsichtlich ihrer prägenden Komponente erfolgte sowohl von Seite des BAWB Eisenstadt (HR Dir. Flak) als auch auf der BOKU (AG Redl) im Wege verschieden zusammengesetzter Kostkommissionen und Kostschemata.
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