Winzer, aber auch viele andere Personen, wollen heute die Möglichkeit des meteorologischen Rückblicks und Vergleiches zu vorangegangenen Jahren nicht mehr missen. Noch vielmehr von Interesse sind aber ganzjährig verfügbare stunden- bzw. tagesaktuelle Wetterdaten (Lufttemperatur, Luftfeuchte, Niederschlag, Blattnässe und teilweise auch Strahlung und Wind) aus den Rebenflächen der betreffenden eigenen Örtlichkeit, vielfach aber auch anderer Weinbaugebiete. Dank der 25 projekteigenen Kleinwetterstationen in Burgenlands Weinbaugebieten sind diesbezügliche Messwerte verfügbar und individuell für die Örtlichkeit und den Zeitraum der letzten Jahre abrufbar (Aktuelles Wetter).
Der Nutzen für den Praktiker steht meist im Blickfeld des Rebschutz. Unterstützt durch ein tagesaktuelles, gutes Warndienst- und Prognosesystem lassen sich dadurch die Bekämpfungseinsätze stark einschränken. Heute gehen die Wünsche berechtigterweise aber mehr und mehr weit über diese Dienste hinaus. Unter Bezugnahme auf weitere Datenbankelemente sind aktuelle Wetterdaten auch als Informationsquelle und Steuerungshilfe zur Optimierung der Rebenkultivierung, Traubenproduktion, Leseterminierung (insb. für die Eisweinlese) und Weinqualität gefragt.
Wie wertvoll weinbaurelevante aktuelle Wetterdaten (im Stundenintervall oder in noch kürzerem Zeitabstand) sein können, hat sich im Zusammenhang mit dem starken Spätfrost am 18. Mai 2012 in unserem Land gezeigt. Während Klimastationen im (eher wärmeren) Ortsbereich und interpolierende Wetterdienste kaum oder erst spät die Gefahr registrierten, ließen richtig positionierte Messsensoren im Bereich der grünen Rebtriebe bereits in den frühen Morgenstunden das sich anbahnende Schadenspotenzial in bestimmten Weinbaulagen erahnen, was den einen oder anderen sogar zum zeitgerechten Ergreifen von Abwehrmaßnahmen die Möglichkeit geboten hat.
Wie so oft schon früher, entschied auch diesmal bei diesem Schadereignis ein Unterschied in der Stammhöhe (z.T. von nur rund 10/15 cm) über totale Frostschädigung oder Verschonung der Reben. Natürlicherweise dominierte im Schadensausmaß in erster Linie die Weinbaulage, es zeigte sich aber auch klar der begünstigende Effekt von sehr hoher Begrünung, mangelnder Vitalität und (trockenheits- und/oder ertragsbedingter) entleerter Reservedepots (Redl 2012).
Um die problemlose Nutzung der Wetterstationen bzw. die weitgehende Datensicherheit in der lückenlosen Erfassung zu gewährleisten, ist es unbedingt erforderlich, das System der Kleinwetterstationen mindestens zweimal täglich auf Funktionstüchtigkeit zu kontrollieren. Dies sichert bei einem allfälligen Ausfall oder Defekt der Station die Reaktionszeit zur Schadensbehebung möglichst kurz zu halten. Da die Stationen nicht nur den Umwelteinflüssen von Wetter und Tierwelt ausgesetzt sind, sondern in ganz besonderer Weise von den Arbeiten von Seite des Winzers gefährdet sind (beim Maschineneinsatzes im Zuge der Rebenkultivierung), ist auch in regelmäßigen Abständen eine Wartung vor Ort notwendig. Dabei werden die Sensoren und Leistungen vor Ort auf ihre Genauigkeit und Verlässlichkeit geprüft sowie (besonders wichtig!) von der Verschmutzung gereinigt. Um die Netzausfallssicherheit zu erhöhen werden dabei auch die GPRS-Stationen mit der aktuellen Firmware (aktuelle Softwareversion 2.0) versorgt.