Die Bodenklassifikation im Bereich dieser Klasse (Bodentypengruppe) wurde in den letzten Jahrzenten wiederholt geändert. Für den Weinbau hat dies in besonderer Weise für den weit verbreiteten Bodentyp der
Feuchtschwarzerde große Bedeutung. Wurden die A-C-Böden auf feinem Lockersediment des Typs Feuchtschwarzerde in der Österreichischen Bodensystematik 1969 noch der Schwarzerde-Typengruppe (Landböden bzw. terrestrische Böden) zugeordnet, so finden sich diese in der letzten österreichischen Bodenklassifikation (2011) gemeinsam mit den Mooren und Anmooren in einer Klasse der hydromorphen Böden. Dies bereitet nicht nur in der weinbaulichen Praxis beträchtliche Schwierigkeiten, sondern verursacht noch mehr Probleme bei Statistiken, wie z.B. bei Auswertungen der Flächenverteilung von Böden in einem Gebiet, in Anbetracht der unterschiedlichen bodenklassifikationsbezogenen Datenbasis bei amtlichen Stellen.
Dieser Umstand wurde zum Anlass genommen, beim
Bodentyp Feuchtschwarzerde entsprechend der Wasserbeeinflussung hier eine Unterscheidung vorzunehmen, und zwar in Form der
► noch
aktiven
Feuchtschwarzerde mit episodischem Grundwassereinfluss (Klasse Moore, Anmoore)
► der nach dauerhafter Grundwasserabsenkung bereits
trockengefallenen
Feuchtschwarzerde (Klasse Schwarzerden). (Siehe dazu auch
Tschernosem.)
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Horizont |
Arig 0-30 cm |
C 30-80 cm |
Gro 80-120 cm |
Der Begriff
Feuchtschwarzerde leitet sich bodentypologisch vom schwarzerdeähnlichen Auboden Smonitza ab. Er wird für Böden verwendet, die sich unter den gleichen klimatischen Voraussetzungen wie Tschernoseme entwickelt haben, jedoch mit dem Unterschied, dass Feuchtschwarzerden unter Grundwassereinfluss bei semiterrestrischen Bedingungen vorerst aus kalkreichem Anmoor (aus meist kalkhältigem silikatischem Feinmaterial, wie z.B. Löss, Mergel, Tegel, Schwemmmaterial) entstanden sind und dann in weiterer Folge durch dauernde Senkung des Grundwasserspiegels oder durch menschliche Eingriffe trockengefallen (entwässert) sind. Der A-Horizont ist meist sehr mächtig, tiefschwarz (feucht), dunkelgrau-blaustichig oder aschig-staubig (wenn trocken) und entkalkt. Mit dem Sickerwasser erfolgt eine Kalkauslaugung in die Tiefe und eine sehr starke Anreicherung von Kalk im AC-Übergangshorizont. Zumindest in den obersten 25 cm liegt Mull als Humusform vor, darunter folgt im A-Horizont Anmoormull (kohlig-schmierig und tintig im Geruch), mitunter im unteren Teil auch mit Spuren von Vergleyung (A-AgC-C), im Extrem sogar auch mit episodischem Grundwassereinfluss. Die aktuellen Feuchtigkeitsverhältnisse reichen von feucht bis trocken. Durch den Mull-/Anmoorcharakter, die Bodenaggregatstruktur und die rasche mögliche Austrocknung des A-Horizontes besteht bei Trockenheit hohe Wind-Erosionsgefahr (Flugerde).
Im pannonischen Klimagebiet Österreichs entsprechen die trockengefallenen Feuchtschwarzerden den dunklen Tschernosemen mit entkalktem Oberboden. Aktive Feuchtschwarzerden sind hauptsächlich in stauenden Hangfußbereichen und abflusslosen Mulden anzutreffen. Das weinbauliche Nutzungspotenzial hängt stark ab von der Bodenart, dem Grundwasserflurabstand und der Dauer der Trockenphasen während der Vegetation.
Moore und Anmoore haben als Weinbaustandort keine Bedeutung.