Das Burgenland wird im nördlichen, flächenmäßig größten Landschaftsteil (pannonisches Tief- und Hügelland) durch das pannonische Klima (pannonisch-subkontinentaler Klimatyp mit trockenwarmem Sommer und mäßig kaltem, schneearmem Winter) geprägt, während der ganz südliche Teil (südburgenländisches Hügel- und Terrassenland) im Einzugsbereich der illyrischen Klimaprovinz (subillyrischer Klimatyp, submediterranes Klima) mit hoher Gewitter- und Starkregenhäufigkeit liegt. Im mittleren Landschaftsteil gibt es Gebiete mit starker klimatischer Verzahnung, wo der randpannonische, randillyrische und randalpine Klimatyp zusammentreffen. Besonders in den hügeligen Bereichen der Ausläufer der Buckligen Welt (Rosalia, Ödenburger Gebirge, Raum Neckenmarkt) und des Ost- und Mittelsteirischen Berglandes (Raum Rechnitz) sind bereits deutliche Merkmale des östlichen/südöstlichen, kühleren, feuchteren Randalpenklimatyps vorhanden.
Die
Datenlage zur Charakterisierung dieser Klimaprovinzen und zur langfristigen Klimaentwicklung im Burgenland ist leider sehr schlank. Die alten schriftlichen Berichte aus der ersten Phase klimatischer Aufzeichnungen (1880 bis 1930 bzw. 1950) von den drei Gemeinden Andau, Neusiedl am See und Eisenstadt ermöglichen jedoch ebenso wie die zugänglichen Messwerte der ZAMG-Stationen (ab etwa den 1930er-Jahren) trotz der vielen Datenlücken sehr interessante Einblicke. Obwohl keine vollständige Kontinuität im Betreiben aller Messstationen über die Jahrzehnte gegeben ist und die Änderungen des Aufstellungsortes innerhalb einer Gemeinde gewaltige Störeffekte bedingen, sind die monatlichen Mittelwerte und Extremwerte der so genannten Klimanormalwerte der ZAMG, der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik in Wien (
www.zamg.ac.at) das Herzstück für die langzeitliche meteorologische Gebietscharakterisierung für den Weinbau im Burgenland. Die Daten der eigenen Kleinwetterstationen besitzen aufgrund ihrer noch sehr kurzeitigen Messdauer (die ersten Geräte wurde 2009 aufgestellt) nur beschränkte klimatologische Aussagekraft.
Ein Blick in die nachfolgenden Tabellen und Abbildungen zum gegenwärtig in der Öffentlichkeit viel diskutierten
Klimawandel lässt für das Burgenland Trends erkennen, die jedoch unter dem Gesichtspunkt nicht immer befriedigender Datenqualität gesehen werden müssen. Daher wurde auf die Darstellung längerfristiger Trendberechnungen ganz bewusst hier verzichtet. Man wollte vermeiden, dass die zukünftigen Klimaverhältnisse und ihre Auswirkungen auf die Rebe und den Wein durch zweifelhafte modellierte Berechnungen in einer bestimmten Richtung dargestellt werden, ohne dafür gesichertes Datenmaterial zur Verfügung zu haben. In der Literatur gibt es dazu schon viel zu viele Publikationen, wo die Hintergrundinformation aus alten Zeiten nicht bekannt ist oder (aufgrund mangelnder weinbaulicher Fachkenntnis) falsch ausgelegt wurde.
Demnach sollen hier nur die reinen meteorologischen Messdaten für das Burgenland aus alten und neuen Zeiten wiedergegeben werden, ohne jeglicher subjektiver Beeinflussung Vorschub zu leisten. So stieg die
Jahresdurchschnittstemperatur, die für die erste Bezugsphase von 1881-1950 noch mit 9,5 9,8 °C publiziert wurde (unerwähnt der vielen weltkriegsbedingten Datenlücken), in der jüngsten Vergleichsperiode von 2007-2013 auf 10,4 12,1 °C an den ZAMG-Stationen an. Der Maximalwert von 12,1 °C in Neusiedl am See ist dabei unter dem Blickwinkel eines Stationswechsels im Jahre 2005 mit nachfolgendem sprunghaftem Anstieg der Temperatur zu sehen, der nicht im Gleichklang mit den anderen Stationen im Burgenland steht.
Interessant ist, dass das
absolute Temperaturmaximum von 38-39 °C in der Zeit von 1933-1954 sich nur geringfügig auf 38,6-39,8 °C im letzten (allgemein als warm eingestuften) Beobachtungszeitraum (2007-2013) verändert hat, wobei zwischenzeitlich (1960-1990) sogar eine markante Kältephase auftrat. Die maximalen Temperaturspitzen lassen sich normalerweise im Juli/August ermitteln.
Deutlich ist die Abnahme beim
absoluten Temperaturminimum. Lag es 1933-1954 noch im Bereich von -22°C bis -25,5 °C so fielen die Tiefstwerte in den weinbaurelevanten Gebieten des Burgenlandes zwischen 2007-2013 nur mehr auf -15,3 °C bis -20,6 °C (Anm.: die -20,6 °C wurden im nicht weinbaulich genutzten Kältesee von Kleinzicken gemessen).
Die
Jahresniederschlagssumme zeigt im langzeitlichen Vergleich mancherorts eine starke Zunahme. Während es beispielsweise in Andau zwischen 1901-1950 im Mittel nur 576 mm Regen gab, fielen in der jüngsten Bezugsphase (2007-2013) 623 mm. In Eisenstadt war im Vergleich der beiden Zeiträume sogar ein Anstieg von 641 mm (1901-1950) auf 791 mm feststellbar, wogegen an der Station Neusiedl am See annähernd gleiche Regenmengen gemessen wurden. Die Abnahme der Niederschläge in Illmitz seit den 1961-1990-er Jahren könnte möglicherweise ihre Ursache in der Stationsänderung haben, zumal die eigene Wetterstation in dieser Gemeinde deutlich höhere Regenmengen ausweist. Die ergiebigsten Niederschläge, meist in Form von Gewittern, gibt es normalerweise in den Sommermonaten Juni bis August.
Langzeitliches monatliches Temperaturmittel (in °C) in verschiedenen Zeiträumen |
Langzeitliche durchschnittliche monatliche Niederschlagssummen (in mm bzw. Liter pro m2) in verschiedenen Zeiträumen im Burgenland |